Rezension zu „NEBEL“ von Ragnar Jónasson

Klappentext:
Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, kehrt nach einem Schicksalsschlag gerade wieder in ihren Beruf zurück. Um sie bei der Wiederaufnahme der Arbeit zu unterstützen, wird Hulda von ihrem Chef mit einem neuen Fall betraut: Mehrere Leichen wurden in einem abgelegenen Bauernhaus im Osten des Landes gefunden, und alles deutet darauf hin, dass sie dort schon seit einigen Wochen liegen. Was ist während der Weihnachtstage geschehen, als das Bauernhaus durch einen Schneesturm vom Rest der Welt abgeschnitten war? Und gibt es ein Entkommen vor der eigenen Schuld?

Über den Autor:
Ragnar Jónasson, 1976 in Reykjavík geboren, ist Mitglied der britischen Crime Writers‘ Association und Mitbegründer des »Iceland Noir«, dem Reykjavík International Crime Writing Festival.Seine Bücher werden in 21 Sprachen in über 30 Ländern veröffentlicht und von Zeitungen wie der New York Times und Washington Post gefeiert.Ragnar Jónasson lebt und arbeitet als Schriftsteller und Investmentbanker in der isländischen Hauptstadt. An der Universität Reykjavík lehrt er außerdem Rechtswissenschaften. Die preisgekrönte Hulda-Trilogie erscheint bei btb erstmals auf Deutsch.


Rezension:
„NEBEL“ ist der dritte Teil der HULDA-Trilogie von Ragnar Jónasson und erschien am 21.09.2020. Ich bin erst vor kurzem auf die Trilogie aufmerksam geworden, und weil ich im Buchladen schon seit einiger Zeit um das Buch geschlichen bin, habe ich mich entschieden mit dem 3. Band anzufangen. Die beiden vorherigen Bände (Band 1: „DUNKEL“, Band 2: „INSEL“) werde ich aber zeitnah lesen.

Im Fokus des Buches, das im Jahr 1987 spielt, steht Hulda Hermannsdóttir, die Kommissarin bei der Polizei in Reykjavík ist. Zu Beginn der Buches kehrt sie wieder in ihren Job zurück, nachdem es einen Schicksalsschlag gab. Der Leser merkt, dass Hulda von der Situation sehr mitgenommen ist, allerdings ist anfangs nicht klar, was passiert ist. In einem zeitlichen Rückblick in Huldas Privatleben wird dies dann im Laufe der Handlung erzählt. Kurz vor Weihnachten arbeitet Hulda an einem Fall, um ein verschwundenes Mädchen. Unnar wollte nach der Schule eine Auszeit, um sich auf das Schreiben eines Romans zu konzentrieren. Nachdem sie einige Zeit in einem Bauernhaus verbracht hat, entschließt sie sich, weiterzuziehen um neue Inspiration zu sammeln. Diesen Weg will sie per Anhalter zurück legen… Die Polizei vermutet, dass Unnar beim Trampen ihrem Peiniger begegnet ist, doch es gibt kaum Anhaltspunkte zu ihrem Verbleib.

Ein weiterer Handlungsstrang spielt ebenfalls kurz vor Weihnachten, als das Ehepaar Einar und Erla sich in ihrem abgelegenen Bauernhaus auf die Weihnachtstage vorbereiten. Das Haus hat Einar von seinen Vorfahren geerbt. Es liegt so abgelegen, dass es im Winter durch den Schnee meist unpassierbar ist und das Weihnachtsfest abgeschnitten von der Außenwelt gefeiert wird. ES gibt Radioempfang, der mehr schlecht als recht ist. Von TV-Empfang und einen Straßenräumdienst i Winter kann Erla nur träumen, hin und wieder fällt sogar der Strom aus. Ihr Traum war es, ein Leben in Reykjavík zu führen, aber die Verpflichtungen ihres Mannes ließen das nicht zu. Obwohl ihr die Einsamkeit spürbar weh tut, versucht sie, das Beste aus der Situation zu machen. Die einsamen Winterabende verbringt sie mit Lesen, was ihre große Leidenschaft ist. Die Vorbereitungen für Weihnachten sind getroffen und es schneit immer weiter. Am Nachmittag vor Weihnachten klopft es plötzlich an ihrer Tür, was im Winter eine absolute Besonderheit ist. Erla und Einar lassen den Mann hinein, der angibt, sich beim Jagen verlaufen zu haben. Sie bieten ihm Unterschlupf für eine Nacht, damit er sich erholen kann. Erla hat von Anfang an ein mulmiges Gefühl, weil der Mann namens Leo ihr nicht geheuer ist. Irgendetwas an seiner Geschichte scheint nicht zu stimmen, und es scheint ihr, als sei er nicht zufällig zu ihnen gekommen sondern würde etwas suchen. Doch es ist bitterkalt und das Haus ist eingeschneit, also müssen sie mit ihrem ungebetenen Gast zurecht kommen…

Mir persönlich hat „NEBEL“ ab der ersten Seite gut gefallen. Obwohl der Einstieg nicht direkt spannend war, war die Atmosphäre auf eine düstere Weise bedrückend. Hulda war mir gleich sympathisch, denn ihre Gedankengänge und Ängste sind authentisch dargestellt. Noch spannender fand ich das Leben von Erla und Einar im abgelegenen Bauernhaus. Erla schildert aus ihrer Sicht das einsame Leben in der Winterzeit. Besonders gefällt mir, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt, als WLAN, Handys und ähnliches noch kein Thema waren. Das Leben der beiden an sich ist schon sehr trist und bedrückend. Durch den Besuch des Gastes wird die Situation regelrecht bedrohlich und es ist beim Lesen spürbar, welche Gefahr in der Luft liegt. Ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie es weiter geht und was es mit diesem Besuch auf sich hat.

Die Geschichte spielt um Weihnachten 1987, wobei auch Ausschnitte nach Weihnachten und weiter vor Weihnachten vorhanden sind. In den Kapiteln aus Huldas Perspektive hat mich das anfänglich etwas verwirrt, ich konnte mich jedoch schnell daran gewöhnen. Neben den Zeitsrpüngen gibt es, wie erwähnt, verschiedene Perspektiven. Neben Huldas und Erlas Perspektive gibt es beispielsweise Rückblicke auf die Erlebnisse von Unnar, der jungen Frau, deren Verschwinden Hulda untersucht. Auch diese Perspektivwechsel waren anfangs verwirrend für mich, dies hielt jedoch nicht lange an, sobald ich das Setting verstanden hatte. Die Kombination der verschiedenen Einblicke hat mir sehr gut gefallen, da die Handlung für mich somit greifbarer wurde.

Verwirrend waren für mich teilweise die isländischen Namen von Orten, Gegenständen und Personen. Zur Verbildlichung ist am Anfang des Buches eine Karte von Island eingefügt, auf der die relevanten Orte eingezeichnet sind. Das hat mir sehr geholfen, den Überblick zu behalten und mir die Umgebung besser vorzustellen.

Von Kapitel zu Kapitel stieg für mich die Spannung immer weiter an, bis ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Einige Entwicklungen waren anders, als ich erwartet hätte, trotzdem hat mir das Ende sehr gefallen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen spannenden Thriller, der wirklich unter die Haut geht.

Cover:

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